Frau Hedegaard, im vergangenen Jahr haben Sie gesagt: Wir können es uns nicht leisten, dass eine Wirtschaftskrise den Klimaschutz ausbremst. Bewahrheiten sich gerade Ihre Befürchtungen?
Hedegaard:Ich hoffe nicht. Die Beschlüsse des EU-Gipfels zeigen: Europa hat verstanden, dass der Wiederaufbau nach der Pandemie ökologisch sein muss. Wir können es uns nicht leisten, uns erst um die Corona-Krise und dann um die Klimakrise zu kümmern. Beides muss zusammen geschehen. Die große Frage ist: Wie setzt die EU ihren Plan um? Wir müssen etwas Besseres schaffen als vor der Pandemie.
Wie kann das gelingen?
Hedegaard: Es gibt viel zu verbessern: Infrastruktur und Energieeffizienz sind zwei Beispiele. Wann hatten wir jemals die Chance, soviel Geld zu investieren? Wir haben jetzt die Möglichkeit, die Wirtschaft zu stützen, die Klimakrise zu bekämpfen und gleichzeitig Arbeitsplätze zu schaffen. Wir können unsere Städte besser gestalten, unsere Häuser besser bauen und unsere Ökonomie zur Kreislaufwirtschaft umzubauen. Dazu brauchen wir Entscheider, die nicht in Silos denken, sondern das Gesamtbild sehen.
Haben wir solche Entscheider?
Hedegaard: Die Pandemie hat uns vor Augen geführt: Es ist extrem teuer, die Warnungen der Experten zu ignorieren. Regierungschefs haben gesehen, dass sich Dinge viel schneller verändern lassen gedacht. Man muss den Menschen nur gut erklären, warum die Veränderung notwendig ist. Dann bekommt man auch Unterstützung und Respekt. Ich hoffe, dass wir diese Erfahrung aus der Corona-Krise mitnehmen und beim Kampf gegen die Erderwärmung nutzen.