Herr Tuchs, Herr Volk, warum braucht man 5G für die Produktion?
Tuchs: Der 5G-Mobilfunkstandard ist leistungsfähig, flexibel nutzbar und schnell. Mit ihm erreichen wir schon jetzt Übertragungsraten bis zu einem Gigabit pro Sekunde, mit steigender Tendenz. Die Latenzen, also die Reaktionszeiten, werden künftig nur eine Tausendstelsekunde betragen, das ist etwa 150-mal schneller als ein menschlicher Wimpernschlag.
Da reden wir dann schon über drahtlose Echtzeit-Kommunikation, oder?
Volk: Damit sind wir in jedem Fall auf einem Niveau, das sich für das Industrial Internet of Things (IIoT) eignet, also für das Netzwerk der Zukunft, das eine nahtlose Kommunikation zwischen den Anlagen und Maschinen einerseits und den Menschen andererseits ermöglicht. Das IIoT ist eine Schlüsseltechnologie für die Smart Factory mit flexiblen Fertigungsprozessen und intelligenter Technologie, die auf Basis von Daten gesteuert wird.
Und was ist der Vorteil des privaten Netzes?
Tuchs: Der große Vorteil ist, dass nur wir allein seine Frequenz nutzen dürfen. Das ist auch der zentrale Unterschied zu WLAN – dessen Frequenzen sind öffentlich und können von jedem Smartphone auf dem Werksgelände gestört werden. In einem privaten 5G-Netz haben wir die volle Kontrolle über die Luftschnittstelle und sind in der Lage, Kapazitäten selbst zu priorisieren, was die Zuverlässigkeit um ein Vielfaches erhöht. Dazu ermöglicht es unterbrechungsfreie Übergänge zwischen den Funkzellen sowie eine sehr hohe Anzahl von Endgeräten pro Zelle. Falls lokale Probleme auftreten, können wir sie in kurzer Zeit selbst beheben. Im öffentlichen Mobilfunknetz wäre das nicht möglich.
Volk: Unser Pilotnetz arbeitet im Frequenzbereich von 3,7 bis 3,8 Gigahertz, hat also 100 Megahertz Bandbreite. Das ist genug, um es virtuell in Scheiben schneiden zu können, der Fachbegriff dafür heißt „Slicing“. Dadurch können wir verschiedenen Bereichen unterschiedliche Prioritäten zuteilen. Um ein Beispiel zu nennen: Im Krisenfall ist eine schnelle digitale Intervention wichtiger als die routinemäßige Abfrage der Wartungsaufgaben.